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Das Institut für Kirchengeschichte des Donau- und Karpatenraumes
Inštitút pre cirkevné dejiny v oblasti Dunaja a Karpát
an der Comenius-Universität Bratislava/Pressburg

1. Einleitung
In der Überschrift ist von der Donau und von den Karpaten die Rede: Die Donau, slowakisch „Dunaj“, ungarisch „Duna“, lateinisch „Danubius“ bzw. („H)Ister“ - der zweitlängste Fluss in Europa, war die Lebensader Österreich-Ungarns, das deshalb auch die Donaumonarchie genannt wurde. Schon zuvor bestimmte die Donau den Weg der Nibelungen und der Kreuzfahrer und umgekehrt den Vorstoß der Türken über Mohacs (1526) bis nach Wien (1529, 1683).

Die Donau mit ihrem 2.850 km langen Flusslauf zwischen dem östlichen Schwarzwald und dem Schwarzen Meer bildet also den wichtigsten Verbindungsweg zwischen Mitteleuropa und Südosteuropa und sie erschließt einen ganz beachtlichen Kulturraum. Dieser wird zwischen Preßburg/Bratislava und Siebenbürgen auf einer Länge von 1.400 km vom Gebirgszug der Karpaten umsäumt.

Das Institut für die Kirchengeschichte des Donau- und Karpatenraumes / Inštitút pre cirkevné dejiny v oblasti Dunaja a Karpát in Pressburg/Bratislava, das seit 2000 als Forschungsinstitut der Evangelisch-theologischen Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava angeschlossen ist, es geht von dieser Prämisse aus, dass der durch Donau und Karpaten umgrenzte Raum eine Einheit bildet. Das hat dessen Gründungsdirektor Professor Peter F. Barton (1935-2014) an Hand der Reformationsgeschichte eindrucksvoll gezeigt.
Vielleicht ist seinem Nachfolger ein persönliches Geständnis erlaubt: Wenn es stimmt, dass sich der Reichtum eines Lebens nicht an der Zahl der Atemzüge bemisst, sondern an den Orten und Menschen, die einem den Atem rauben, dann sind für ihn Donau und Karpaten jene atemberaubenden Koordinaten seines Lebens und zwar in wissenschaftlicher, kirchlicher und politischer Hinsicht. Deshalb trägt die Festschrift, die ihm zum 60. Geburtstag gewidmet wurde, den Titel „Donauwellen“ (hrsg. von Michael Bünker / Ernst Hofhansl / Raoul Kneucker, Wien: Ev. Presseverband 2012). Seine Wohnung befindet sich im 22. Wiener Gemeindebezirk: „Donaustadt“ – gräzisiert: „Istropolis“. Die Academia Istropolitana war aber jene berühmte Universität in Preßburg, die der ungarische König Matthias Corvinus 1465 ins Leben gerufen hat, um der etwas älteren Alma Mater Rudolfina Viennensis (gegründet 1365) eine Konkurrenz zu eröffnen. Die beiden Städte – das muss man sich immer wieder staunend vor Augen führen – liegen näher beisammen als Tübingen und Heidelberg. Und es gibt heutzutage wieder genug Pendler, die zwischen den zwei Metropolen hin- und herfahren, Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Schülerinnen und Schüler, Studierende aller Fakultäten. In gewisser Weise darf man jedenfalls die seinerzeitige nur kurzlebige Alma Mater Istropolitana als Vorläuferin der 1919 gegründeten Comenius-Universität verstehen.

Matthias Corvinus, der große Renaissancekönig Ungarns mit seinen beachtlichen humanistischen Ambitionen, hat mit seinem Lebenslauf Klausenburg/Koloszvár/Cluj Napoca in Siebenbürgen, wo heute noch sein großes Reiterstandbild zu sehen ist, und Wien verbunden. In Wien ist er 1490 verstorben.
Er besaß eine weltberühmte Bibliothek mit vielen Drucken und Handschriften, die sogenannte Corviniana, die in deutschen Besitz gelangte. Denn: Seine Schwiegertochter, die aus einer kroatischen Adelsfamilie stammte, heiratete erneut und zwar den Markgrafen Georg von Ansbach-Brandenburg (1484-1543). Durch diese Verbindung entstand eine ganz wichtige Achse zwischen Ungarn und Deutschland, wichtig vor allem auch für den Fortgang der Reformation. Denn „Georg der Fromme“, der mit Luther in Briefwechsel stand, hat sich ganz bewusst für das Anliegen der Reformation entschieden und sich am ungarischen Königshof in Ofen/Buda in diesem Sinne eingesetzt. Auch die ungarische Königin Maria (1505-1558), eine Habsburgerprinzessin und Schwester des Kaisers, hat an ihrem Hof nicht nur einen Humanistenkreis um sich geschart, sondern ganz offensichtlich lutherische Hofprediger gehabt und geschützt. Zum Ärger der Familie Habsburg nahm sie auch Lutherschriften entgegen und hinderte den Reformator nicht daran, ihr eine Auslegung von vier Trostpsalmen zu widmen. Dennoch wäre es verfehlt, sie für die Seite der Reformation zu reklamieren, denn sie verfolgte doch eher die mittlere Spur eines Erasmus von Rotterdam (1469-1536). Das soll hier aber nicht weiter vertieft werden. Denn die Beispiele wollen nur zeigen, dass dieser Donau- und Karpatenraum eine kulturelle Einheit darstellte und in gewisser Weise noch immer darstellt. Freilich wurde er durch politische Grenzziehungen immer wieder parzelliert.

2. Das Institut für Protestantische Kirchengeschichte Wien
Das Pressburger Institut wurde im Jahr 2000 von Wien nach Bratislava übersiedelt. Die Gründung liegt aber schon mehr als vierzig Jahre zurück: Im Frühjahr 1973 wurde es als Institut für Protestantische Kirchengeschichte Wien ins Leben gerufen. Diesem Vorgang lag die Absicht zugrunde, die Bedeutung des Protestantismus für den apostrophierten Donau-Karpaten-Raum zu erheben – von der Reformation bis zur unmittelbaren Gegenwart. Das Forschungsinstitut, das bewusst im „neutralen“ Wien errichtet wurde, verstand sich als Zwillingsinstitut zum Ostkircheninstitut in Münster mit dem spezifischen Forschungsauftrag für den südostmitteleuropäischen Raum. Auch wenn sich dieser Auftrag nicht unmittelbar im Institutsnamen widerspiegelte, weil dies aus politischen Gründen nicht opportun erschien, so hat doch der langjährige Direktor des Instituts Peter F. Barton einen Großteil seines literarischen Schaffens dieser Aufgabe gewidmet. Die von ihm zuletzt herausgegebene Bibliographie (Wien 1999) verzeichnet auf fast 900 Seiten den historiographischen Ertrag der Institutsarbeit, der weit mehr als dreißig Bände ausmacht und, geordnet in sechs Buchreihen (Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte [StT]), eine ganz beachtliche (10.000 Seiten überschreitende) Bilanz des Instituts darstellt. Als sein Nachfolger habe ich wiederholt sein Vermächtnis zitiert, die Erforschung der Kirchengeschichte dieses Raumes unter Beachtung aller konfessionellen und ethnischen Perspektiven zu leisten und dabei Mühen und Rückschläge nicht zu scheuen.

3. Die Homepage des Instituts in Bratislava
Es ist für mich eine große Freude, die Homepage des Instituts auf neue Grundlagen zu stellen. Die Forschungstätigkeit des Instituts beschränkt sich derzeit auf meine Teilnahme an verschiedenen Projekten, die unten aufgelistet werden. Da das Institut über keinerlei Budget verfügt, kann derzeit die Publikationsreihe (StT = Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte) nicht fortgesetzt werden, bleibt die Öffentlichkeitsarbeit des Instituts auf Homepage und Internetkommunikation beschränkt.

Als Leiter des Instituts lade ich Sie sehr herzlich ein, mit uns zu kommunizieren und an der weiteren Forschungsarbeit teilzunehmen, diese zu fördern und zu vertiefen.

Karl W. Schwarz

Univ.-Prof. Dr. Dr.phil.h.c. Karl W. Schwarz
Institut für Kirchengeschichte des Donau- und Karpatenraumes / Inštitút pre cirkevné dejiny v oblasti Dunaja a Karpát,
Bartókova 8, 811 02 Bratislava
karl.schwarz@kgdk.org
www.kgdk.org